Semmelweis-Gedenkjahr kostet eine halbe Milliarde Forint

Parlamentsgebäude Budapest - Foto: Flying Media Hungary

Nach einem nun vorliegenden Regierungsbeschluss will sich Ungarn das als Semmelweis-Gedenkjahr 2018 die Summe von  einer Milliarde Forint kosten lassen. Damit sollen Veranstaltungen anlässlich des 200. Geburtstages des „Retters der Mütter“ finanziert werden. Bei Veranstaltungen im In- und Ausland soll die wichtige Rolle des ungarischen Mediziners angemessen gewürdigt werden.

Semmelweis war im 19. Jahrhundert seiner Zeit weit voraus, als er erkannte, dass das Kindbettfieber durch mangelnde Hygiene der Ärzte und des Krankenhauspersonals übertragen wird. Durch die von ihm eingeführten Desinfektionen konnte er die Müttersterblichkeit bei Geburten um 90% senken.  Mit seinen Erkenntnissen stellte er sich jedoch gegen die damals absolut vorherrschenden Vorstellungen. Von fast allen Kollegen angefeindet und dienstlich degradiert vereinsamte er zunehmend und starb schließlich mit nur 47 Jahren in der Landesirrenanstalt in Wien-Döbling.

Erst eine Ärztegeneration später erkannte man die Wichtigkeit von Semmelweis‘ Feststellungen und machte sie zu verbindlichen, heute selbstverständlichen Standards. In der englischen Wissenschaft spricht man heute noch vom „Semmelweis-Reflex“, wenn eine wissenschaftliche Entdeckung ohne weitere Überlegung oder Überprüfung abgelehnt wird und die wissenschaftliche Leistung eher zu einer Bestrafung denn einer Honorierung führt.

Semmelweis selber nutzt(e) das freilich nicht mehr. Sein Platz in den Geschichtsbüchern – und der stille Dank tausender Kinder, die nicht als Halbwaisen aufwachsen mussten – sind ihm freilich dennoch sicher.