Achtung! DAS müssen in Ungarn lebende Deutsche über den Führerschein wissen!

Der alte Deutsche Führerschein - Foto: Flying Media Hungary

(Stefan Höhm/sh) „Sie haben keinen gültigen Führerschein!“ – einer unserer Redakteure staunte nicht schlecht, als er eine entsprechende Mail von einem deutschen Autovermieter bekam, bei dem er 3 Wochen zuvor einen PKW anmietete. Seinerzeit reichten ein deutscher Personalausweis und – wegen des Hinweises „keine Hauptwohnung in Deutschland“ – die ungarische Wohnadresskarte aus, um wie gewohnt ein Fahrzeug anzumieten. Anlass genug für uns, in Sachen (Un-)Gültigkeit deutscher Führerscheine in Ungarn zu recherchieren.

Touristen ohne Probleme

Grundsätzlich keine Sorgen müssen sich Touristen machen, deren deutscher Führerschein in allen EU-Ländern, den EWR-Staaten (Norwegen, Liechtenstein, Island) sowie in der Schweiz vorbehaltlos anerkannt wird. Das gilt sogar noch für die alten DDR-Führerscheine, wobei es jedem selbst überlassen sein soll, einen Polizisten mit einem Führerschein eines Staates zu überraschen, der seit fast 30 Jahren nicht mehr existiert. Ein wenig Vorsicht walten lassen müssen nur Minderjährige, denn deren Führerschein gilt im Ausland nur dann, wenn man die entsprechenden Führerscheinklassen auch dort bereits vor dem 18. Geburtstag erlangen kann.

Wohnsitz in Ungarn – und die Probleme fangen an

Kompliziert wird es jedoch, wenn ein deutscher Führerscheinbesitzer seinen alleinigen Hauptwohnsitz in Ungarn nimmt. Wer bereits einen befristeten Führerschein im Scheckkartenformat sein Eigen nennt, muss bis zum Ablauf der Frist nichts unternehmen. Nach Ablauf der Gültigkeit des Führerscheins steht aber ein Umtausch in einen ungarischen Führerschein an. Deutsche Führerscheinbehörden dürfen ein entsprechendes Dokument nämlich nur dann ausstellen, wenn der Antragsteller seinen ordentlichen Wohnsitz in dem entsprechenden Land hat.

Wer noch einen alten „rosa Lappen“ mit sich führt – wie unser Kollege – sollte bzw. muss sich von diesem dann tatsächlich trennen, wenn er in Ungarn fahren möchte. Und zwar möglichst schnell. Auf der Homepage der deutschen Botschaft Budapest findet sich ein Link zu einem Informationsschreiben, nach dem der in Ungarn Zugezogene hierzu zwei Jahre Zeit hat (http://www.budapest.diplo.de/contentblob/4019434/Daten/3603632/Fuehrerschein_Umtauschpflicht.pdf). Wir waren aber auch in einem Okmányiroda, wo man nur von einer sechsmonatigen Frist ausging. Der deutsche Autovermieter monierte die Gültigkeit sogar schon knapp 2 Monate, nachdem unser Kollege seinen Wohnsitz ins Land der Magyaren verlegte.

Schikane?

Darf oder muss man sich als Zugezogener nun schikaniert fühlen? Wir meinen nicht. Die ungarische Polizei kann verständlicherweise mit den alten deutschen Führerscheinklassen, die sich in den alten Dokumenten finden, wenig anfangen. Die schon auf einen einheitlichen europäischen Standard gehobenen Scheckkartenführerscheine gelten ja ohne Einschränkungen fort.

Im Übrigen ist die Beantragung eines ungarischen Führerscheins recht einfach. Man legt seinen deutschen Führerschein bei einem Okmányiroda vor, die anhand dessen Daten via Budapest beim Bundeskraftfahramt abfragen, welchen europäischen Führerscheinklassen dies entspricht. Nach etwa 2 Wochen liegt die Rückmeldung bereits vor und man kann sich seinen ungarischen Führerschein ausstellen lassen. Hierfür wird nur die in Ungarn übliche ärztliche Bescheinigung einer Fahrtauglichkeit benötigt, was ca. 7.000 Ft kostet. Weitere 4.000 Ft kostet die Ausstellung des ungarischen Dokuments an sich, das dazu notwendige Foto wird direkt in der Behörde gemacht. Man hat also keine weiteren Behördengänge zu erledigen oder gar irgendwelche Übersetzungskosten zu tragen.

Auch dem deutschen Autovermieter können wir keine Schikane unterstellen. Zwar bewegt sich unser Kollege noch innerhalb sämtlicher Umtauschfristen, aber das kann der Autovermieter anhand der ihm vorliegenden Dokumente natürlich nicht erkennen. Vielmehr wollte er wohl das Risiko vermeiden, dass der Mieter eines Fahrzeugs mit einem in Ungarn ungültigen Führerschein unterwegs ist.

Ungarischer Führerschein – Foto: Flying Media Hungary

Kis kapu?

Es gibt freilich einen – legalen! – Trick, um dem ungarischen Prozedere zumindest für die kommenden 15 Jahre zu entgehen: wer kurz vor der Wohnsitzverlegung nach Ungarn einen neuen deutschen Führerschein beantragt, bekommt ohne weiteres ein Dokument, welches auch in Ungarn vollumfänglich gültig und wie alle neuen deutschen Führerscheine 15 Jahre gültig ist.

Was passiert aber, wenn man seinen alten „rosa Lappen“ nicht umtauscht? Abgesehen davon, dass evtl. Autovermieter die Ungültigkeit des Führerscheins monieren, scheint das tatsächliche Risiko zunächst begrenzt. In dem Okmányiroda, wo unsere deutschen Kollegen sogleich kollektiv die entsprechenden Anträge stellten, meinte man, dass es beim 1. Mal wohl nur eine „Verwarnung“ gäbe. Und es ist nicht davon auszugehen, dass die ungarischen Polizisten bei deutschen Führerscheinen auf den dazugehörigen Personalausweisen nach dem Wohnsitz suchen, auszuschließen ist es freilich auch nicht. Ein Restrisiko verbleibt dennoch, welches insbesondere dann zum Tragen kommt, wenn man einen Unfall hat, vor allem dann, wenn dieser am Ende aufgrund seiner Schwere und Umstände auf dem Tisch eines Staatsanwalts landet.

Vorteile? Freie Fahrt – nicht nur auf Autobahnen!

Gerade mit Blick auf die viel großzügigeren Fristenregelungen in Deutschland – dort ist das Dokument 15 Jahre gültig und wird nach dieser Zeit ohne weiteres verlängert, während man in Ungarn alle 10 Jahre zum Arzt muss – möchte sich mancher vielleicht nur sehr ungern von seinem liebgewonnenen „rosa Lappen“ trennen. Es gibt aber – neben dem Ausschluss des oben beschriebenen Risikos – noch einen unzweifelhaften Vorteil mit einem ungarischen Führerschein: endlich hat man nämlich auch als Nichtungar einen ungarischen Lichtbildausweis, der in Ungarn noch oft, beispielsweise beim Kauf eines Handys oder beim Abschluss eines Vertrags für mobiles Internet, noch gefordert wird. Man kann sich so also nicht nur sorgenfrei auf ungarischen Autobahnen bewegen, sondern hat auch freie Fahrt auf der Datenautobahn!

Wir werden Sie natürlich auf dem Laufenden halten, ob der Umtausch der Führerscheine in unserer Redaktion dann wirklich so klappt, wie man uns das jetzt versprochen hat.

Lesen Sie auch die Fortsetzung unseres Artikels:

Deutscher Führerschein in Ungarn – Behördenwahn und weiterhin viele Fragezeichen

8 Kommentare

    • Die Deutsche Botschaft weist derzeit aufgrund unserer Anfragen darauf hin, daß alle vor dem 19.01.2013 erworbenen Fahrerlaubnisse in Ungarn umgeschrieben werden müssen. Ab jetzt müssen alle Führerscheine bei Wohnsitznahme in Ungarn umgeschrieben werden. Die Botschaft verweist aber auch auf spezielle Beratung bei einem ungarischen Rechtsanwalt… Wir bleiben dran…!

  1. Guten Tag! Ich habe im Jahre 2007 einen ungarischen Führerschein erworben der 2017 dez abgelaufen ist, nun möchte ich diesen erneuern bzw. Mag ich fieEn aktualisieren, muss ich dann nach Ungarn reisen!?!? Oder geht das a über die ungarische Botschaft in Berlin?!? Falls ich doch nach Ungarn reisen muss was für Unterlagen benötige ich?? Vielen Dank im Voraus und alles gute!