In Ungarn schwäbische Traditionen ?

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Volkstanzgruppen und Chöre sorgen für Stimmung – Foto: Flying Media

Sobald sich eine verhältnismäßig kleine geschlossene Sprach- und Siedlungsgemeinschaft in einem größeren fremden Sprachgebiet aufhält, entstehen sogenannte Sprachinseln. So auch in Südwestungarn – die Schwäbische Türkei ist die größte deutsche Sprachinsel im heutigen Ungarn und durch die seit 1000 Jahren bestehende gemeinsame Heimat zahlreicher Völker und Volksgruppen entstanden.
Vor allem Deutsche wanderten aus verschiedenen Gebieten – in größeren und kleineren Gruppen – und zu unterschiedlichen Zeiten in den Karpatenraum ein und ließen sich schließlich in ganz Ungarn und auch in Südwestungarn nieder.
Das einzigartige Bevölkerungsgemisch der Schwäbischen Türkei gibt Aufschluss über die südwestdeutschen Auswanderungsgebiete: Pfälzer, Mainfranken, Heidebauern, Hessen, Westerwälder, Fuldaer, Schwaben, Ostfranken und Bayern. Zum Großteil sind sogar ihre Mundarten bis heute erhalten.
Im 18. Jahrhundert förderten die Deutschen als erfahrene Landwirte die landwirtschaftliche Kultur und durch ihr Schaffen erlangte der ungarische Weinbau Weltrang.
Auch in der Wohnkultur spiegelt sich der deutsche Einfluss wieder: in nahezu allen von Deutschen bewohnten Ortschaften – 245 an der Zahl – findet man Heimat- bzw. Gemeindehäuser, wo in regelmäßigen Abständen Volksbräuche als Kulturprogramm den Touristen nahe gebracht werden.

Traditionsbewahrende Vereine, wie Muttersprache-Vereine, Volkstanzgruppen oder Chöre, finden sich ebenfalls in Hülle und Fülle.

In den vergangenen 15 Jahren haben sich zahlreiche Gemeindepartnerschaften gegründet, wo ein reger Austausch zwischen Kulturgruppen, Künstlern, Vereinen sowie Schülergruppen stattfindet und wirtschaftliche Zusammenarbeit großgeschrieben wird: denn für den kulturellen Aufstieg der Minderheit ist die Aufrechterhaltung der Kontakte zum Mutterland unerlässlich.

Quelle: Presse Ungarn Tourismus