Der Weißstorch gehört zu den bekanntesten und beliebtesten Vögeln Ungarns. Traditionell brechen diese großen Zugvögel rund um den 1. September zu ihrer langen Reise nach Afrika auf, um dort in wärmeren Regionen den Winter zu verbringen. Seit Jahrhunderten folgt der Vogel einem festen Rhythmus: Im Herbst zieht er nach Süden, im Frühling kehrt er zurück – seine Ankunft gilt bis heute als Symbol für den Beginn des schönen Wetters und der Erneuerung.
In den letzten Jahren lässt sich jedoch eine deutliche Veränderung beobachten: Immer mehr Störche bleiben in Ungarn und überwintern hier. Der Grund dafür ist die Erwärmung des Klimas – die Herbstmonate bleiben länger mild, sodass ein Teil der Störche den langen Zug nach Afrika nicht mehr antritt.
Doch dieses Verhalten birgt Risiken. Kommt der Winter plötzlich und mit starker Kälte, können viele Störche ihre Reise nicht mehr beginnen. In solchen Fällen sind sie den harten Bedingungen ausgeliefert und haben geringe Überlebenschancen. Deshalb haben sich in mehreren Regionen Vogelrettungsgruppen gebildet, die sich um diese Störche kümmern: Sie bieten Futter, medizinische Versorgung und geschützte Unterkünfte an.
Fachleute gehen davon aus, dass mit dem fortschreitenden Klimawandel die Zahl der Störche, die in Ungarn überwintern, weiter zunehmen wird. Damit könnte sich das Bild des Storches als klassischer Zugvogel allmählich wandeln – und er wird zunehmend zu einem ständigen Bewohner der ungarischen Landschaft.
Trotzdem fiebern die Menschen jedes Frühjahr ihrer Rückkehr entgegen. Denn die Ankunft der Störche bedeutet nicht nur die Fortsetzung eines natürlichen Zyklus’, sondern ist auch ein wichtiger Teil der ungarischen Kultur und Tradition.











