Ungarn ist neben seinem Essen, seiner Kultur und seiner Natur auch für den Gesundheitstourismus bekannt. Geworben wird mit den Thermalquellen und auch dem Zahntourismus – beides boomt.  

Thermalquellen: 

80 % der Fläche Ungarns sind von Thermal- oder Heilwasser bedeckt. In Ungarn gibt es wesentlich mehr Thermalquellen als im Rest der Welt, weil die Erdkruste so dünn ist, dass das unterirdische Wasser bis in die oberen Erdschichten vordringen kann. Da die Sonnenwärme hier stärker ist, kann das mineralhaltige, spröde Gestein besser vom Wasser im Boden aufgenommen werden. Die chemische Zusammensetzung und die medizinischen Eigenschaften der Thermalwasserquellen sind sehr unterschiedlich. 

In Ungarn gibt es 135 anerkannte Thermalquellen, also Thermalwasser mit therapeutischen Eigenschaften. Diese sind auf 35 Kurorte mit Kurbetrieb und weitere 30 Kurorte mit Thermalwasser aufgeteilt. Neben der Entspannung und der Pflege des Körpers werden sie auch bei verschiedensten Krankheitsbildern und Problemen empfohlen, wie bei chronischen Entzündungen und gynäkologischen Beschwerden, Durchblutungsstörungen oder Erkrankungen der Atemwege und Verdauungsprobleme.

Neben baden, kann man dieses Wasser aber auch durch Trinken konsumiert. In manchen Apotheken kann man such dies sogar abfüllen lassen. Budapest wurde schon in den 1930er Jahren der Titel „Kurstadt“ oder „Kurhauptstadt“ gegeben, da die ungarische Hauptstadt die meisten Thermalquellen der Welt (118) innerhalb ihrer Grenzen hat. 

Hévíz:

Die bekannteste Attraktion des Naturparks Hévíz ist der Hévízer See. Mit einer Fläche von 4,44 Hektar und 50 Hektar umliegendem Wald ist er der größte medizinische Warmwassersee Europas und der größte biologisch aktive Thermalsee Europas. 

Im Gegensatz zu anderen Warmwasserseen, die in der Regel auf Ton- oder Felsböden vulkanischen Ursprungs liegen, ist der Hévíz-See eine Torfquelle, die von 38 °C heißem Wasser mit 410 Litern pro Sekunde gespeist wird, das aus der 38 Meter tiefen Hévíz-Quellhöhle entspringt. Er befindet sich am Westhang des Keszthely-Plateaus, im Hévíz-Tal, in der Nähe der Stadt Hévíz.

Die einzigartige natürliche Umgebung des Sees ist durch die über der Wasseroberfläche schwebende Nebelschicht und die auf der Oberfläche des Sees schwimmenden roten indischen Feenrosen gekennzeichnet. Die Oberfläche des Sees ist oval. Von Norden fließen zwei Wasserläufe in den See, während im Süden der 10-12 m breite Hévíz-Kanal den See in den Zala-Fluss und von dort in den Plattensee entwässert. 

Im Sommer liegt die Wassertemperatur bei 33-35 °C, an sehr heißen Tagen kann sie jedoch 36-38 °C erreichen. Im Herbst und Winter liegt die Temperatur etwas niedriger, zwischen 24-26 °C. Dies ist das Ergebnis der Vermischung von kaltem und warmem Quellwasser aus dem Untergrund.

Zahnmedizin:

Ungarn steht seit Jahrzehnten an der Spitze des Zahntourismus und ist mittlerweile das beliebteste Reiseziel in Europa. Ein Sektor, der seit vielen Jahren selbst in Zeiten von Wirtschaftskrisen oder schweren Rezessionen einen wichtigen Beitrag zum ungarischen BIP.

In den 1980er und 1990er Jahren begann man an der Westgrenze des Landes mit der Entwicklung Zahnmedizin, vor allem in Sopron, dank der Patienten aus Österreich und Deutschland, die das Potenzial einer qualitativ besseren, professionelleren und vor allem erschwinglicheren Behandlung erkannten. Im Laufe der Zeit wurde das Zentrum nach Budapest verlagert. Als Mitglied der Europäischen Union ist die Freizügigkeit der freien Arztwahl ein großer Vorteil, ebenso wie das Krankenversicherungs- und Erstattungssystem, bei dem bestimmte Behandlungen ganz oder teilweise erstattet werden, unabhängig davon, ob der Patient in einem anderen Land als seinem Heimatland behandelt wurde.

Budapest hat sich mit dem Aufkommen der Billigfluglinien auf der zahnmedizinischen Landkarte Europas etabliert und war Anfang der 2000er Jahre eindeutig das wichtigste zahnmedizinische Reiseziel des Kontinents. Aber auch weltweit rangiert es auf einem sehr guten zweiten Platz. Es gibt auch bestimmte Serviceangebote, die Reisevorbereitungen, Unterkunft, Flughafentransfers und Dolmetschen direkt kombiniert anbieten.

Sven Klawunder, Chefredakteur, CEO von Ungarn-TV spricht auf dem touristischen Workshop in Bingen über die ungarischen Säulen des Gesundheitstourismus.