Halloween in Ungarn – von der amerikanischen Tradition zum neuen Brauch?

Fotos: Ungarn-TV.com

In den letzten Jahren hat Halloween auch in Ungarn immer mehr an Bedeutung gewonnen. Ursprünglich als amerikanisches Fest bekannt geworden, verbreitet sich der 31. Oktober längst auch hierzulande. Immer häufiger tauchen gruselige, aber verspielte Kostüme auf, bunte Laternen schmücken Gärten und Balkone – und vor allem für Kinder wird der Brauch des „Süßes oder Saures“ immer spannender.

Neue Gewohnheiten im ungarischen Alltag

Besonders bei den jüngeren Generationen erfreut sich Halloween großer Beliebtheit. Kinder verkleiden sich gerne als Hexen, Vampire, Geister oder ihre Lieblingsfiguren aus Filmen und Märchen. In vielen Wohnanlagen und Neubaugebieten organisieren Nachbarschaften mittlerweile gemeinsame Süßigkeitenrunden, bei denen die Kleinen von Tür zu Tür ziehen.

Zum Fest gehört auch die passende Dekoration: geschnitzte Kürbislaternen, Spinnweben, orangefarbene Lichterketten und thematische Figuren zieren immer häufiger ungarische Wohnungen und Häuser. Auch Halloween-Partys sind im Kommen – Kinder nehmen an Kostümwettbewerben und Spielen teil, während Erwachsene das Fest mit Gartenpartys und thematischen Feiern gestalten.

Unterschiedliche Generationen, unterschiedliche Sichtweisen

Während Halloween bei Kindern und Jugendlichen für Freude sorgt, begegnen viele ältere Menschen dem Fest mit Skepsis. Sie empfinden die amerikanische Tradition als fremd in der ungarischen Kultur – zumal der 31. Oktober zeitlich sehr nah an zwei wichtigen christlichen Gedenktagen liegt: Allerheiligen (1. November) und Allerseelen (2. November).

An diesen Tagen besuchen ungarische Familien traditionell die Friedhöfe, schmücken die Gräber mit Blumen und Kränzen und entzünden Kerzen, um ihrer verstorbenen Angehörigen zu gedenken. Manche befürchten, dass das laute und bunte Halloween die stille und würdevolle Erinnerung verdrängen könnte. Doch viele junge Menschen sehen darin keinen Widerspruch: Für sie ist Halloween in erster Linie ein Spiel, ein Gemeinschaftserlebnis und eine Gelegenheit, Spaß zu haben – während Allerheiligen und Allerseelen dem stillen Gedenken vorbehalten bleiben.

Zwei Traditionen nebeneinander

Immer mehr Stimmen betonen, dass sich die beiden Bräuche problemlos nebeneinander entfalten können. Sie haben schlichtweg unterschiedliche Bedeutungen: Halloween ist verspielt und gemeinschaftlich, Allerheiligen dagegen still und ehrfurchtsvoll.

Auch der Handel trägt zur Verbreitung des Brauchs bei: Schon Wochen vor dem 31. Oktober füllen sich die Geschäfte mit Halloween-Dekorationen, Kürbislaternen, Kostümen und thematischen Accessoires. Dabei ist das Schnitzen von Kürbissen keineswegs ein völlig neuer Brauch in Ungarn – bereits vor Jahrzehnten, ja sogar Jahrhunderten, wurden in ungarischen Dörfern Laternen aus Kürbissen oder anderen Feldfrüchten geschnitzt.

So zeigt sich heute: Halloween und Allerheiligen schließen sich nicht gegenseitig aus. Am 31. Oktober genießen Kinder und Jugendliche das bunte, spielerische Treiben, wenige Tage später finden Familien in den Friedhöfen Ruhe und Trost beim stillen Erinnern. Das Ende des Oktobers bietet somit für alle etwas – die einen finden Freude im Spiel, die anderen Besinnung in der Erinnerung.