Wie ist das eigentlich mit dem Ungarischen Heilwasser?

Thermalbad in Györ - Foto: Flying Media Hungary

Wellness ist zeitgemäß – und bewusster Lebensstil
Ungarn schwimmt sozusagen auf einer riesigen heißen Wasserblase. Wohl nirgendwo in der Welt gibt es deshalb eine solche Dichte von Thermalbädern. Alle Leiden, die Thermal- bzw. Heilwässer lindern oder beseitigen können, sind hier behandelbar. Es gibt dabei alle Formen von Thermalwasser, die man sich vorstellen kann: alkalisch, sauer, schweflig, salzig, jod- oder bromhaltig, selbst radioaktiv oder natürlich mit Kohlensäure versetzt.

Die sehr gute Qualität des ungarischen Wassers wird einem aufmerksamen Besucher schon bei einem einfachen Gang in einen gut sortierten ungarischen Supermarkt vor Augen geführt. Es gibt für die „Größe“ des Landes unzählige Mineralwasser, deren physischen und chemischen Zusammensetzungen von Experten als „exzellent“ eingeschätzt wird. Genannt seien nur Szentkirályi, Naturaqua, Theodora, Visegrádi, Fonyódi oder Emese. Die meisten Mineralwasserquellen sind auch keine Neuheiten der modernen Zeit, sondern werden meist schon mehr als 200 Jahre genutzt.

Es möge Kritiker geben, die Wellness für eine Modewelle der letzten 10 oder 20 Jahre halten. Aber für eine bloße Modeerscheinung geht es mit dem Wellnesstourismus in Ungarn schon viel zu lange bergauf. Und wer einmal die angenehme, entspannende Wirkung bei einem Aufenthalt in einem Thermalbad erfahren hat, wird diesen Erlebnispunkt auch in der Zukunft fest in seinen Urlaubskalender einplanen.

Zudem blickt man im Karpatenbecken auf eine sehr lange Bädergeschichte zurück. Schon die alten Römer wussten die Thermalquellen zur Steigerung ihrer Lebensqualität zu nutzen. Somit ist es nicht verwunderlich, dass es in Ungarn ein hohes Fachwissen um die optimale Anwendung der Wässer gibt, eine sehr gut ausgebaute Infrastruktur inklusive.

Bad Héviz – Foto: Flying Media Hungary

Dabei war es ein Ungar, dessen Erfindung eine Aufsuchen von Thermalquellen fast unnötig hätte werden lassen. Der Benediktinermönch Ányos Jedlik gelang es nämlich in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts als erstem, Sodawasser künstlich herzustellen. Praktischerweise erfand er auch gleich noch die Sodaflasche dazu, so dass die Cholerakranken nicht mehr zu Quelle mussten, sondern die Quelle quasi zu ihnen kam. Gott sei Dank, mag sich da manch einer denken, geht das nicht immer. So ist beispielsweise das Hévízer Heilwasser für allerlei Anwendungen nützlich. Allerdings ist es aufgrund seiner einmaligen Zusammensetzung nicht in Flaschen abfüllbar. Zum Glück, mag da manch einer denken. Schließlich ist der Hévíz-See der größte warme Heilwassersee der Welt und viel zu schade, um ihn für das nächste Thermalwochenende nicht im Auge zu haben.