Stefan Höhm (sh): In Budapest tagten jetzt die WHO-Experten. Für uns Grund genug, mal einen Blick auf das Thema „Ungarn und die Gesundheit“ zu werfen. Hierbei soll sich nicht mit dem Gesundheitssystem an sich auseinandergesetzt werden, sondern um ein paar Auffälligkeiten im Alltag.

Ministerpräsident Viktor Orbán wies in seiner Eröffnungsrede auf schon erreichtes in Ungarn hin. Sein Minister für Humanressourcen, Zoltán Balog, erwähnte noch einen ganz anderen, sehr wichtigen Punkt. Seit einigen Jahren ist nämlich eine tägliche Sportstunde an Ungarns Schulen Pflicht: „Kein Land bewegt mehr Kinder“, so der Minister. Das dürfte in dieser Form in Europa einmalig sein und kann nur zur Nachahmung empfohlen werden, denn neben der körperlichen Gesundheit tut es Kindern auch psychisch sehr gut, ihrem natürlichen Bewegungsdrang freien Lauf zu lassen.

Es gibt aber auch Punkte, die man in Ungarn kritisch sehen muss. So wies Mary Elisabeth, die Frau des dänischenThronfolgers Kronprinz Frederik, ganz allgmein darauf hin, dass in vielen Ländern oftmals zu schnell Antibiotika verschrieben werden, was zu gefährlichen Resistenzen führen kann. Wer in Ungarn lebt, wird wohl auch schon festgestellt haben, dass man hier auch sehr schnell mit dem Verschreiben dieser „Wundermittel“ ist. Zumindest langfristig ist das ein Problem.

Auf Ungarns Straßen fällt auch immer wieder die hohe Zahl von Rauchern auf. Jeder 4. über 15 Jahren greift hierzulande täglich zum Glimmstengel. Nur in Bulgarien und Griechenland wird noch mehr gepafft. Der EU-Durchschnitt liegt bei 19%, in Deutschland konnte man den Wert schon unter 16% drücken. Maßnahmen gegen den Zigarettenkonsum hat Ungarn in den letzten Jahren einige erlassen. So darf man in öffentlichen Gebäuden und Restaurants überhaupt nicht mehr rauchen. Tabak gibt es nicht mehr im Supermarkt, sondern nur noch in speziellen Geschäften. Ein „Nemzeti Dohánybolt“ findet sich zwar quasi an jeder Ecke, aber so „nebenbei“ kann man den Tabak beim Einkauf eben auch nicht mehr erwerben. Und man darf gespannt sein, wie sich die Rauchstatistiken nach den letzten, teilweise drastischen Steuererhöhungen auf Raucherzeugnisse auswirkt.