Rede des Ungarischen Landwirtschaftsminister Dr. Sándor Fazekas anlässlich der Internationalen Grünen Woche Berlin

Landwirtschaftsminister Ungarn - Foto: T. Mundt-Kempen
Landwirtschaftsminister Ungarn - Foto: T. Mundt-Kempen
Landwirtschaftsminister Ungarn – Foto: T. Mundt-Kempen

Es ist mir eine große Ehre, dass meine Heimat Ehrengast bei einer der größten und prestigevollsten Ausstellungen für Ernährungswirtschaft, Landwirtschaft und Gartenbau in Europa sein darf. Es ist sehr erfreulich, dass wir nahezu vierhunderttausend Besuchern die Vortrefflichkeiten der ungarischen Landwirtschaft präsentieren können. Es erfüllt mich mit besonderer Freude, dass wir hier, im Herzen Deutschlands, ein kleines Ungarn erschaffen durften; so konnten wir zur Internationalen Grünen Woche eine kleine Kostprobe von den Werten unseres Heimatlandes mitbringen, die sich am besten mit folgenden Worten ausdrücken lassen: „traditionell, vielseitig, natürlich“

Wir sind mit unseren deutschen Freunden durch eine fast tausend Jahre währende enge geschichtliche, wirtschaftliche und kulturelle Beziehung verbunden. Deutsch-land ist eines der wichtigsten Handelspartner und politischer Verbündeter Ungarns. Wir bedanken uns bei unseren Gastgebern für die Einladung!

Sehr geehrte Damen und Herren,

immer wenn ich an Messen und Ausstellungen teilnehme, suche ich an den Ständen mit großer Aufmerksamkeit nach den besonderen Qualitätsprodukten verschiedener Länder, Nationen und Regionen. Ich werde von der Neugier getrieben, wie wohl die jeweiligen Speisen oder Getränke schmecken, wenn sie von „authentischen“ Produzenten und Herstellern angeboten werden. Bei Auslandsaufenthalten versuche ich, den lokalen Markt und einen Kleinladen zu besuchen. Auch diesmal bin ich gespannt, welche Neuigkeiten ich bei der diesjährigen Internationalen Grünen Woche kennen lernen werde.

Wir Ungarn meinen, dass wir erfinderisch und kreativ sind, intensive Gewürze und ausgezeichnete Weine haben, gastfreundlich sind, starken Schnaps und guten Humor haben, und keiner hungrig unseren Tisch verlässt.

Von dieser Selbstwahrnehmung wird dies und jenes sicher stimmen … wie denken aber andere Völker über uns?

Ein gewisser Weber, seines Zeichens deutscher Schriftsteller und Reisender im 19. Jahrhundert, der über uns hinausgehend noch über viele andere Nationen subjektive, jedoch frappierende Schriften verfasst hat, hielt über uns, Ungarn, folgendes auf Papier fest: Ungarn ist ein „sehr gesegnetes und reiches Land“; „es ist reich an Wild, Vögeln und Fisch“. „Hier speist man ziemlich viel und ziemlich gut.“

Was man auch immer über Ungarn berichten möge, die Kochkunst, die deliziösen Gerichte meiner Heimat, der Gulasch, die Fischsuppe, der Pörkölt, die Würste, der Langosch und der Baumstriezel – sowie der gute Appetit des ungarischen Volkes – finden stets Erwähnung. Wie gut wir zu essen und zu kochen vermögen, wird auch dadurch belegt, dass das Europa-Finale des renommiertesten internationalen Kochwettbewerbs Bocuse d’Or von einem ungarischen Chef, Tamás Széll, gewonnen wurde.

Sehr geehrte Damen und Herren,

Ungarn wurde im Laufe der Geschichte oft die Speisekammer Europas genannt. Die ungarische Landwirtschaft verfügt über eine 1100 Jahre alte Produktionstradition. Die natürlichen Standortvoraussetzungen begünstigen die Produktion sicherer und wertvoller landwirtschaftlicher Erzeugnisse guter Qualität.

Um auch in der sich ändernden Welt den Nimbus der ungarischen Landwirtschaft aufrecht erhalten zu können, sind tief wurzelnde historische Grundlagen, der Fleiß und das Fachwissen der ungarischen Landwirte sowie verantwortungs-volle, auf die Zukunft gerichtete Denkstrukturen erforderlich.

Ungarn legt seiner Zukunft die traditionelle, nachhaltige und auf Genmanipulation verzichtende landwirtschaftliche und Lebensmittelproduktion zugrunde. Wir sehen den Wohlstand unserer Kinder und unserer Enkelkinder in einer Landwirtschaft, die hinsichtlich der Wirtschaft und der Umwelt aufrechterhalten werden, und die gesunde Lebensmittel in hoher Qualität herstellen kann. Wir haben auch in unserem Grundgesetz festgelegt, dass „Ungarn mit einer von gentechnisch modifizierten Organismen freien Landwirtschaft“ zur Geltendmachung des Rechts zur körperlichen und seelischen Gesundheit des Menschen beiträgt.

Nicht ohne Grund wurde „traditionell, vielseitig, natürlich“ zum ungarische Motto der Grünen Woche gewählt. Und in der Tat, die ungarische Landwirtschaft gewinnt ihre Kraft, ihre Wettbewerbsfähigkeit und ihre wirtschaftlichen Ergebnisse aus diesen Werten.

Wir sehen es als wichtig an, die enge Beziehung der Lebensmittelproduktion mit der Naturordnung zu schützen und die Verbraucher – sowohl im In- als auch im Ausland – mit der GMO-freien ungarischen Landwirtschaft, mit den schmackhaften und gesunden ungarischen Speisen, Getränken sowie mit unserer traditionellen Kochkunst vertraut zu machen.

Der Erfolg unserer Landwirtschaft rührt von der tausend Jahre alten Tradition her, welche jedoch nicht nur weitervererbt, sondern auch weiterentwickelt wurde und auf der die modernen Anforderungen berücksichtigenden innovativen Agrarwirtschaft basiert.

Die ungarische Landwirtschaft – wie auch Ungarn selbst – wächst, ist eine der Antriebsmotoren des Wachstums der Nationalwirtschaft, und hat einen erheblichen Beitrag zum GDP-Zuwachs Ungarns (mit 0,6 % zur Zuwachsrate von 2,1 %) geleistet. Vergangenes Jahr wurden sehr günstige Ernteergebnisse realisiert. Der Ertrag an Weizen, Gerste und Mais brach Rekorde. Ungarn war im vergangenen Jahr der größte Sonnenblumenproduzent der Europäischen Union und hat 22 % der Erntemenge der Gemeinschaft erbracht.

Die Anzahl der in der Landwirtschaft Beschäftigten wuchs weiter an, was gut zeigte, wie wichtig diese Sparte für die Schaffung von Arbeitsplätzen ist. In sechs Jahren wuchs die Anzahl der Arbeitnehmer in der ungarischen Landwirtschaft um fast 27 %.Auch unsere Biowirtschaft entwickelt sich, zumal sowohl hinsichtlich der kontrollierten Gebiete als auch hinsichtlich der Anzahl der kontrollierten Landwirte ein Zuwachs verzeichnet werden kann.

Unser Agrarexport ist ebenfalls gewachsen und bewegt sich im Bereich von 8 Milliarden Euro. Die ungarischen Werte sind in zahlreichen Ländern der Welt erreichbar, unsere Produkte erscheinen in mehr als 150 Ländern (Ungarn exportierte Agrarprodukte in den ersten 10 Monaten des Jahres 2016 in 156 Länder). Ebenso können auch unsere Premium-Produkte, der zu Recht berühmte ungarische Wein und der Schnaps sowie die vortrefflichen Wertigkeiten des ungarischen Bodens, die Hungarika, vielerorts vorgefunden werden. Diese sind unsere besonderen nationalen Schätze, die mit unserer Heimat verbunden sind und den Fleiß, das Fachwissen und die Tradition ungarischer Menschen bezeugen. Unsere Weine sind weltweit in 95, unsere Schnäpse in 76 Ländern bekannt.

Was fördert und was erschwert unsere Arbeit?

Sehr geehrte Damen und Herren,

Ungarn gehört der Gemeinschaft der Europäischen Union an. Zur Zeit der ungari-schen Präsidentschaft im Jahre 2011 mussten wir uns zahlreichen Herausforderun-gen stellen, für die wir gemeinsam gute Lösungen fanden. Mit Schwierigkeiten muss jedes Jahr gerechnet werden, weil Frostschäden, Krankheiten, Überschwemmungen oder Dürreperioden jederzeit kommen können. Gleichwohl stellt der Zugriff auf entsprechende Nahrung und auf sauberes Trinkwasser ein grundlegendes Recht der Menschen dar und wird von uns, den politischen Leitern und in erster Linie von den Landwirten bzw. den in der Lebensmittelproduktion Tätigen ermöglicht. Das geht mit Verantwortung einher.

Es ist unser gemeinsames Interesse, unsere gemeinsame Zielsetzung, eine gut funktionierende, flexible und wettbewerbsfähige Landwirtschaft in der Europäischen Union und überall in der Welt aufrechtzuerhalten. Ungarn ist bestrebt, gute internationale Kontakte mit den Ländern der Welt im Bereich der Landwirtschaft zu pflegen, um die Beibehaltung von Werten, die Produktion von gesunden und nahrhaften Lebensmitteln zu fördern und zugleich die Entwicklung zu ermöglichen.

Sehr geehrte Damen und Herren,

ein jeder, der die Produkte und Schätze seines Landes präsentiert, denkt mit Stolz an die Menschen daheim. Lob steht daher den Arbeitern der ungarischen Provinz, den ungarischen Landwirten zu. Ohne ihre unermüdliche, qualitätsbestrebte und präzise Arbeit wäre Ungarn heute nicht Ehrengast der Grünen Woche. Diese Anerkennung gilt allen Akteuren der ungarischen Landwirtschaft und der ungarischen Lebensmittelindustrie.

Ich möchte mich auf diesem Wege auch bei Berlin sowie bei den Ausstellungsveranstaltern dafür bedanken, dass sie von Jahr zu Jahr jedem Teilnehmer eine hervorragende Vorstellungsmöglichkeit bieten; und ich möchte mich bei Herrn Minister Christian Schmidt bedanken, dass die Aufmerksamkeit dieses Jahr auf die Werte von Ungarn gelenkt wird.

Ich ermutige Sie, das ungarische Pavillon zu besuchen, wo wir Ihnen die Fülle und die Vielseitigkeit der Landwirtschaft meiner Heimat präsentieren werden. Widmen Sie sich unseren Qualitätsprodukten, unseren hervorragenden Weinen. Kosten Sie unsere schmackhaften Speisen und Getränke, die das Fachwissen und den Fleiß der ungarischen Landwirte bekunden!

Dadurch können Sie wahrnehmen, weshalb Ungarn als die Heimat von gesunden und schmackhaften Lebensmitteln guter Qualität betrachtet wird.

Ich hoffe, meine kurze Vorstellung weckt Ihr Interesse an meiner Heimat und möglichst viele besuchen Ungarn, um die Gastfreundschaft und die beispiellose Koch-kunst der in der Mitte des Karpatenbeckens lebenden Ungarn aus nächster Nähe in Erfahrung bringen zu können. Budapest ist ein sowohl für Touristen aus Europa als auch für Touristen außerhalb Europas beliebter Ort, wo jede Altersklasse an zahllosen kulturellen und Vergnügungsprogrammen teilnehmen kann. Hier können Sie feststellen, dass unser Land zahlreiche gastronomische Werte birgt, die „traditionell, vielseitig, und natürlich“ sind.

Ich bedanke mich für Ihre geschätzte Aufmerksamkeit und wünsche allen eine erfolgreiche Ausstellung!

Quelle: Gruenewoche.de